Wednesday 1 September 2010

BIRKE - HORST SAMSON


BIRKE

 
Die Birke ist eine Prinzessin, ein Kind
Der Götter, eine ungezogene, verstockte
Trotzige Göre am Wegrand, die alle verführt.
Die Birke ist unwiderstehlich, das Leben
Ist sie, schöner als ein Traum von einem Baum,
Sie ist ein zündender Ton
In der Landschaft, ein gefangener Vogel,
Ihre Äste auf der Iris ein widerständiges
Netzwerk aus Versen, ein großes Gedicht, ein Schrei
Der Schönheit in der Wildnis meiner Augen,
Ihre Rinde fegt durch die Seele wie ein Ruf
Über die weite Bühne des Naturtheaters.
Manche halten Birken für Tyranninnen,
Aber Birken sind Gerechte, eingesperrt

In der Freiheit, verwurzelt tief in uns,
Oh Königin. Gerne würde sie manchmal
An selbstgewählte Orte wechseln,
Ihre Äste dort schützend
Über die Menschen halten und deren Gebet
Als Grafiken in die eigene Rinde ritzen. Die Birke,
Ist eine Heilige, wann immer

Würde ich mit ihr hin und her mich wiegen, würde
Über ihre Haut streichen, vagabundieren,
Unter ihrer rauen Rinde, sie streifen mit lüsternen
Blicken, Fingerkuppen, ins Bett mit ihr
Steigen und fallen und balzen und birken,
Das Geliebtsein zu feiern, es auszukosten,
Vergraben mich am Ende neben ihr in einem Sarg
Aus Birkenholz, und den Traum lieben
Wie es steht in den Büchern, statt ihr und mein Leben
Nur zu verträumen - wurzelnd in der Vergänglichkeit.
Anhimmeln will ich sie, wie sie ausgelassen
Tanzt, die Äste in den Wind wirft und Jahr für Jahr
Die eigenen Blätter als Briefe verschickt
An Gott, mich und die Welt.


HORST SAMSON (Germany)





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